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Charity

Ich selber? Das behalte ich für mich.

Meine Hochachtung haben Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, vor allem, wenn es sich dabei um wirklich handfeste Hilfe für andere handelt.

Nun können oder wollen sich nicht alle in ein Ehrenamt stürzen. Bei manchen mangelt es an der Zeit oder Energie, weil ihr Beruf sie stark beansprucht und sie womöglich auch noch privat nicht gerade unter Langeweile leiden. Andere haben vielleicht Zweifel, ob sie mangels fachlicher Ausbildung irgendetwas von Substanz beitragen könnten (es gibt Engagements, wo man bei allem guten Willen ohne eine medizinische oder handwerkliche Grundausbildung wohl eher im Wege wäre). Manche trauen sich eine Tätigkeit einfach nicht zu, etwa die Belastung, die ein Ehrenamt in einem Hospiz vermutlich mit sich bringt. Und manchem wurde die ehrenamtliche Arbeit vielleicht auch durch die allgegenwärtigen Wichtigtuer und Bescheidwisser verleidet, die natürlich auch im Bereich der Wohltätigkeit anzutreffen sind.

Illustration: Charity (Buchstabe C im »ABC für Webmenschen«»)

Es gibt keine Verpflichtung zu Ehrenamt und Non-Profit-Projekten. Wer nicht mittut, hat keine Pflicht, sich zu erklären, und ist dadurch kein schlechter Mensch. Und zudem können wir zig Organisationen, große wie kleine, globale wie lokale, auch einfach durch Spenden unterstützen.

Ja, auch vor Leuten, die etwas von ihrem Geld oder Eigentum für einen gemeinnützigen Zweck abgeben, ziehe ich meinen Hut.

Eine gute Sache!

Lasst uns nur eines nicht tun: lasst uns nie, nie, nie mit unseren Spenden Werbung machen. Lasst uns nicht unsere geschäftlichen Websites mit gespendeten Summen schmücken – es ist, als schmückten wir uns mit den Kranken, den Notleidenden selbst und missbrauchten die ehrenamtlichen Helfer, deren Arbeit wir mitfinanzieren, als Statisten für unser Image als Firma oder als Freiberufler.

Lasst uns das nicht tun. Sollen Promis und Konzerne mit ihren Spenden prahlen – wir sollten das nicht imitieren.

Wenn ihr im Begriff seid, die nächste Weihnachtsmail zu schreiben und gerade die Worte einfügt »anstelle von Geschenken/Karten/Foo spende ich dieses Jahr etwas« – dann haltet einen Augenblick inne und fragt euch, warum genau ihr das tut. Und wenn ihr euch diese Frage ehrlich beantwortet habt, dann entscheidet aufs Neue, ob ihr in eurem Weihnachtsgruß wirklich erwähnen wollt, dass ihr etwas gespendet habt.

Soviel zur Pflicht, aus meiner bescheidenen Sicht. Die Kür ist, nun auch noch darauf zu verzichten, die Spenden steuerlich geltend zu machen und sich auf diese Weise einen Teil des Geldes von der Allgemeinheit zurückzuholen. Das fällt schon schwerer, zumal man ja auch nicht den treudoofen Deppen machen möchte, während andere ungeniert zugreifen, wo sich eine Möglichkeit bietet. Aber es hätte was.

Ich selber? Das behalte ich für mich. Möglicherweise bin ich im Verborgenen ein Heiliger (sehr unwahrscheinlich), möglicherweise ein bigotter Heuchler (wahrscheinlicher). Vielleicht aber bin ich einfach ein Durchschnittstyp mit jederzeit Luft nach oben.

von Andreas Dölling