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Demut

Die meisten, die wirklich aller-allermeisten von uns bauen einfach nur Websites.

Wir Webmenschen neigen dazu, uns sehr wichtig zu nehmen. Ich meine: sehr wichtig.

Das mag eine ganz natürliche Reaktion darauf sein, dass man in den ersten bescheidenen Jahren im gemeinen Volk doch eher herablassend auf unsere Zunft geblickt hat. »Ich mache was mit Internet« – das klang nach Studienabbrechern, Tagedieben, Lebenskünstlern. Einen Webdesigner betrachtete man als einen, der irgendwann dann mal einen richtigen Beruf ergreifen oder es niemals zu etwas bringen würde.

Wenn man dann noch an die Häme nach dem Platzen der Dotcom-Blase zurückdenkt – ja, da kann man schon verstehen, wenn Webmenschen heute Genugtuung empfinden, wo das Web alles, aber auch wirklich alles durchdringt. Auf der anderen Seite: hmm, wenn ich’s recht bedenke, sind die alten Veteranen eher nicht diejenigen, die auf dem ganz hohen Ross sitzen. Sondern eher die späteren Generationen.

Wie dem auch sei: die meisten, die wirklich aller-allermeisten von uns bauen einfach nur Websites. Manchmal sehr große und komplizierte Websites, ja, aber letztlich eben Websites. Und auch diejenigen von uns, die auch mal Apps mitentwickeln, bauen doch in den aller-allermeisten Fällen Anwendungen, die eben nicht für die Steuerung eines Kraftwerks oder für die Verwaltung und Zuteilung von Spenderorganen zuständig sind.

Unser Beruf ist schön. Und heute muss man sich auch nicht mehr rechtfertigen oder lang und breit erklären, warum die »neuen Medien« bedeutend sind. Aber wir alle sollten nie vergessen, dass es auch Rettungssanitäter gibt, Ingenieure, Pfleger, Chirurgen, Mechatroniker, Landwirte und viele, viele andere, die im Fall des Falles eher auf die Arche kämen als wir.

von Andreas Dölling