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Abstände

Seien wir gute Gestalter oder Frontender, die in der Lage sind, das Wesentliche zu erfassen.

Zum Berufsethos nicht nur von Ärzten, Handwerkern oder Steuerberatern, sondern auch von Web-Profis gehört es, sich die Frage zu stellen: Was dient dem Kunden und was ist Unsinn?

Zum Unsinn gehört die beinahe fetischhafte Fixierung von Webmenschen auf eindeutig und oft genug auch noch absolut definierte Abstände.

Es gibt Abstände, die im Design festgelegt und in der technischen Umsetzung auch eingehalten werden müssen. Zum guten Handwerk gehört es nun, sich darüber klar zu werden, welche Vermaßungen relevant sind.

Illustration: Abstände (Buchstabe A im »ABC für Webmenschen«»)

Relevant sind die Abstände von Spalten, von flächigen Blöcken, von Grundelementen. Und zwar möglichst nicht in absoluten Werten.

Vollkommen unrelevant aber ist es beispielsweise, ob nun unter einem Textabsatz 20 Pixel oder 22 Pixel Abstand sind. Oder ob unter jedem, wirklich jedem Element immer der »Standardabstand« von exakt 30 Pixel durchgesetzt ist. Das ist Formalismus in Reinform und damit Unsinn.

Es ist sinnvoller, sich vom Denken in Seiten zu lösen und in Dingen und Kontexten zu denken und planen. Und eine ganze Menge Abstände kann und sollte man viel besser schlicht und einfach nach Augenmaß (ja: durch Draufgucken und Entscheiden nach dem besten optischen Eindruck!) setzen und nicht nach willkürlich als korrekt definierten Maßen – das wäre auch mediengerechter und flexibler und robuster.

Ich rede nicht der Beliebigkeit das Wort, sondern dem guten Handwerk. Wir wählen unseren Arzt nicht, weil er die Rezepte in Schönschrift schreibt, und unseren Maurer nicht, weil er die Ziegel nach Farbschattierung sortiert.

Verkaufen wir dem Kunden nicht die Zeit, die wir für Unsinn und Fleißübungen verschwenden. Seien wir gute Gestalter oder Frontender, die in der Lage sind, das Wesentliche zu erfassen.

von Andreas Dölling