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Zukunft

Schon Herbert Grönemeyer wusste es: Alles bleibt anders.

Wie schön, mit dem letzten Buchstaben einen Ausblick in die Zukunft zu wagen.

Die Zukunft kommt immer ganz anders, als man glaubt. Das ist wahr und auch ein Trost, denn momentan würde man dem Bereich des Web-Designs und der Web-Entwicklung keine goldenen Tage prophezeien.

Illustration: Zukunft (Buchstabe Z im »ABC für Webmenschen«»)

Man sieht durch den intensiven Gebrauch von Frameworks eine Konvergenz zu immergleichen Lösungen. Webseiten und Webanwendungen setzen sich aus immer gleichen Versatzstücken zusammen. Die Verschiebung zu mobilen Anwendungen und der Mobile-First-Ansatz erzwingen noch mehr Einfachheit und lassen wenig Spielraum für Experimente.

Bewegten sich die User vor Jahren noch durch anarchisch anmutende Webangebote von Universitäten und Privatpersonen, so ist heute eine Standardisierung und Gleichförmigkeit durch Wordpress und andere CM-Systeme entstanden. Online-Baukästen gaukeln Individualität nur vor. Ohnehin verbringen immer mehr Menschen ihre Zeit auf Plattformen wie Facebook und Google, was Webseitenbetreiber überlegen lässt, ob sich ein eigener Webauftritt noch lohnt. Und in der Tat ist es für den einen oder anderen mittlerweile wichtiger, einen Webauftritt bei Facebook zu haben als eine eigene Website.

Man kann eine Verarmung an Kreativität beobachten und zum anderen verschwinden ganze Bereiche des klassischen Webdesigns. Der Rest wird in Zukunft vielleicht von KI-Algorithmen automatisch gebaut. Erste erfolgversprechende Versuche gibt es bereits. Web-Entwicklung und Webdesign haben sich in den letzten 10 Jahren stark verändert und werden es auch weiterhin tun. Das ist auch nicht verwunderlich bei einer Branche, die gerade einmal 25 Jahre existiert und schon immer sehr schnellen Entwicklungszyklen unterworfen war. Die rasante Entwicklung lässt sogar die grundsätzliche Frage aufkommen: Warum sollten da noch einmal 25 Jahre hinzukommen?

Wahrscheinlich ist die Website nur ein Übergangsmedium und wird von etwas völlig Neuem abgelöst. Vielleicht wird sie teilweise ersetzt durch nicht sichtbare Anwendungen wie Alexa und Co.

So wurden ehemals gedruckte Gelbe Seiten durch Nachschlagewerke im Netz abgelöst und so werden diese wiederum von Assistenzsystemen wie Google Assistant überflüssig gemacht werden.

Mein Auto wird mich in der Zukunft automatisch daran erinnern, dass es neue Reifen braucht, und einen Termin bei meiner Werkstatt machen (wahrscheinlich fährt es sogar selber hin). Eine Webseite braucht die Werkstatt dann wohl nicht mehr, dafür aber eine Software, die automatisch mit meinem Auto einen Termin vereinbart.

Arbeit für Webkrams wird es also noch immer geben, denn jemand muss diese Software für die Werkstatt und für das Auto bauen. Das hat allerdings nichts mehr mit Web-Entwicklung zu tun, wie sie viele Menschen heute noch machen.

Vielleicht kommt aber alles auch ganz anders – sicher ist nur, dass nichts sicher ist. Und das kann auch tröstlich sein.

von Guido Boyke